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Stazols Loge: Zur Jeans in der Oper

Ich sitze bei einem völlig überteuerten Weißburgunder gleich am Treppenabsatz Etage 15 der Elbphilharmonie und zähle Jeans. Das ist nicht besonderes, ich tu es ja auch in der Staatsoper, und in der Laiszhalle. Hätte ich eine Tanzkarte, bzw. eine “Jeanskarte”, ich müsste die ganze Manschette herum mit “Crayon” aufzeichnen – einem Bleistift, nach dem Friedrich der Große jeden ostpreußischen Büttel auf seinen Reisen über Land in der staubigen, offenen Kutsche fragte, “Hat er Crayon?Hierhin einen Teich, und hier die Schweine…” – ich also habe Crayon, und zähle mit.

Da gibt es einige Kategorien, und wer nicht mit den Jeansregeln vertraut ist, dem mag verziehen sein, sie ändern sich täglich.

Das tröstendste vorweg: Eine “Ripped Jeans”, eine der geschlitzten, die laut meines Trendforscher-Pabstes Carl Tillesen, “widersprüchlichste Art des Konsumismus” (Konsum, oder warum wir kaufen, was wir nicht brauchen), sah ich noch nicht.

Dennoch: 17. In Worten Siebzehn. Zerbeulte, alte, fleckige oder Stone-washed Blue Jeans schleppen sich hier die Treppen hinan – die Kategorie 1: Hiermit schmähe ich den Hochkulturbetrieb, oder ich war schon immer Grüner, oder meine Frau schleppt mich gegen meinen Widerstand hierher. 

Oder, dann in der Oper, mir ist schon alles egal.

24 bei “Turandot”. 19 bei Mozart, 27 bei Elgar. 

Es ist, meine Herren, eine Beleidigung für die Künstler. Da geben die die Zauberflöte, und sie patschen in alten, blauen Denim-Hosen – nicht ohne Grund für Cowboys und Minenschürfer gedacht – in die Hände, und hoffen, möglichst bald wieder daheim zu sein?

Nun sehen Sie doch Gentlemen, und ich erhebe flehend zum Modegott, es macht sie ja nicht jünger? Kategorie 2 eben: Sehen Sie doch, der 25jährige Elbprinz KANN sie ja noch tragen, aber eben nagelneu und peitscheng, und, glauben Sie mir, auch Maman in der Elbchausse wird gedonnert haben: “So gehst Du mir NICHT in die Oper!!!”

Offenbar gelingt dies ihren diversen “LebensbegleiterInnen” nicht.

Kategorie 3: Ich habe nichts anderes. Dem sei verziehen.

Sehen Sie, mir steht eine künstlich abgeschraddelte 1200 Euro Maurerhose von DIOR zur Verfügung. Ja denken Sie denn, ich ginge damit ins Konzert???

Ich könnte auf ihnen die langen Treppen auf Knien hinaufrutschen, mich selbst mit nacktem, flagellierendem, blutigen Rücken, “Gedenke, du bist auch ein Mensch”- murmelnd in meine Loge schrubben. 

Mach ich aber nicht.

Weil ich eben in die Elphi, die Oper, die Halle – ja, nicht einmal ins “Grünspan” zu den SPICE GIRLS (!!!) jemals eine Jeans getragen habe.

Sollten Sie also das nächste mal einen Herren ohne Jeans, naja, in anderer Hose, wahrscheinlich im Smoking, oder einem Anzug mit Weste, oder einem Kimono sehen, der Sie ansieht, und mit einem Bleistift etwas auf seine Manschette notiert, dann bin das ich.

Und ich werde achtsam sein.

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